Eisregeln
Schüler üben Rettung auf dünnem Eis
Notfall Das Resilienzzentrum Ostalbkreis organisiert mit der DLRG und dem Kreisbrandmeister eine Schulung für Hussenhöfer Zweitklässler auf der Eisbahn in Schwäbisch Gmünd. Von Wolfgang Fischer
Schwäbisch Gmünd
Eine Raupe bilden und dabei flach hinlegen: Das machte den Kindern sichtlich Spaß. Zugleich aber war ihnen der ernste Hintergrund der Übung bewusst. Dass sie so unter Umständen Menschen, die in einen zugefrorenen See eingebrochen sind, retten können. Welche Methoden es dazu gibt, das lernten und übten die Schüler der Klassen 2a und 2b der Mozartschule Hussenhofen mit ihren Klassenlehrerinnen Verena Beyer und Sybille Haas ganz praktisch auf der Kunsteisbahn vor dem Gmünder Rathaus.
Was bedeutet Resilienz?
Eingeladen dazu hatte das Resilienzzentrum Ostalbkreis. Doch was heißt eigentlich Resilienz? „Fitmachen für den Notfall“, erklärte Gmünds Erster Bürgermeister Christian Baron den Schülern das Fremdwort. Und erläuterte ihnen, dass die Organisationen mit den Blaulichtern auf den Fahrzeugdächern für den professionellen Einsatz in solchen Notfällen zuständig sind. Kreisbrandmeister Andreas Straub vertiefte diese Erklärung. Er wies darauf hin, dass die Aktiven dieser Blaulicht-Organisationen zum größten Teil Ehrenamtliche sind, die das nicht tun, um Geld zu verdienen. Sie seien aber dankbar, wenn sie für ihre Einsätze Respekt bekommen. Menschen aus dem Wasser zu retten, dafür ist die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, kurz DLRG, zuständig. Und das habe sie in den vergangenen Jahrzehnten über 60.000 Mal getan, berichtete Sabrina Queren von der Gmünder DLRG. Die von dieser Gesellschaft zusammengestellten „Eisregeln“ wurden den Schülern dann im Frage-Antwort-Spiel vermittelt. Dass sie zum Beispiel erst aufs Eis gehen sollten, wenn es sicher stabil genug ist. Auch von Challenges auf dünnem Eis wurde dringend abgeraten. Der Zweitklässler Mehmet konnte perfekt aufzählen, welche Inhalte in einem Notruf nicht fehlen dürfen – das hat er in der Kinderfeuerwehr gelernt, wie er stolz sagte.
Rettung mit Leiter
Dann wurde es noch realistischer: Die Kinder beobachteten und übten, wie man jemanden mit einem Seil oder einer Leiter vom Eis holt – bei Bedarf auch mit Hilfe einer Kette liegender Menschen in Form einer Raupe, um bis zum Verunglückten zu reichen. Liegend, um das Körpergewicht möglichst zu verteilen und das dünne Eis wenig zu belasten. Sabrina Queren, der Vorsitzende des DLRG-Bezirks Ostalb, Nikolai Hübner, und der stellvertretende DLRG-Einsatzleiter im Ostalbkreis, Ranjithan Chandramohan, banden die Mozart-Schüler in praktische Aktionen ein. Besonders Chandramohan beeindruckte die Schüler, der ausgebildete Strömungsretter war in Helm und Neoprenanzug gekommen, der für die Eisrettung nötigen Ausrüstung. Die Kinder bekamen auch die Ermahnung auf einem zugefrorenen Gewässer nie einfach aus Blödsinn um Hilfe zu rufen. Das könnte von der tatsächlichen Notlage an anderer Stelle ablenken. Nachdem mit Leiter, Seil oder Raupe alle zu Rettenden in Sicherheit gebracht waren, kam für die Schüler der spaßige Teil des Vormittags: Schlittschuhlaufen auf der Gmünder Eisbahn.
Unterricht „on ice“
Organisiert hatte diesen Unterricht „on ice“ das Resilienzzentrum des Ostalbkreises. Die Einrichtung war im vergangenen Jahr als erste ihrer Art im Bundesgebiet gestartet und wird zumindest bis Mitte 2026 auch aus Bundesmitteln gefördert. Es soll Menschen helfen, sich besser auf Notlagen verschiedenster Art vorzubereiten. Sabrina Günther, Koordinatorin des Zentrums, erläutert, dass dafür vier Teilzeitkräfte arbeiten. Eines ihrer zentralen Ziele sei es, Begegnungen zwischen Bürgern und Mitgliedern von Hilfsorganisationen zu organisieren, bei denen die Helfer ihre Kenntnisse und Tipps vermitteln können.
Besonders die Schulen im Kreisgebiet sollen an das Thema herangeführt werden, denn Katastrophenschutz komme in den Lehrplan, kündigt Günther an. Von Aktionen wie der auf der Gmünder Eisbahn erhofft sie sich ebenso wie Andreas Straub, dass die Schüler die Inhalte durchs Weitererzählen verbreiten.