Wie die Ostalb krisenfest werden soll
Von Martin Simon
Aalen
Krisenfest soll sie werden die Ostalb und dazu soll jeder ein Stück beitragen. Hilfestellung auf diesem Weg leisten soll das Resilienzzentrum Ostalb, ein Pilotprojekt, das Strukturen für Deutschland entwickeln, aufbauen und testen soll.
Ein Schritt dazu ist es, die Einrichtung in die breite Öffentlichkeit zu hieven. Dazu gab es in Aalens Stadthalle am Donnerstagabend zweieinhalb Stunden Infotainment. Infotainment deshalb, weil das ernste Thema spielerisch leichter zu vermitteln ist. Das meinen Sabrina Günther die Koordinatorin und Petra Weber als Leiterin des Resilienzzentrums Ostalbkreis.
Info zum Gucken und Anfassen
Rund 180 Besucher sind da, viele kennen sich bereits aus in der Materie. An Ständen wird über Vorsorge für Notfälle und Krisen informiert. Das Landratsamt erläutert Themen wie Notfall-Rucksack, Brandschutz, Hitze-und Zeckenschutz; Netze ODR gibt Verhaltenstipps bei Stromausfall; das DRK zeigt den Einsatz eines Defibrillators, die Malteser haben Notfallverpflegung parat. Draußen steht ein Fuhrpark der Rettungsorganisationen, der besichtigt werden kann, drinnen zeigt die Stadt Aalen an Computern, wer sich wo wegen Hochwasser und Starkregen sorgen muss. Das Tool soll online gehen, wann ist noch offen. Die jungen Drohnenpiloten Marco Mangold und Luis Balle vom THW Ellwangen erklären, warum ihr Tun wertvoll ist, beispielsweise bei der Suche nach Vermissten oder Glutnestern, daneben zeigen Hochschule Aalen und PH Gmünd an Stellwänden wie sie Resilienz wissenschaftlich angehen.
„Was in der Krise zählt, sind Köpfe, die sich kennen und auf der Ostalb kennen sich alle Akteure beruflich und privat.“
(Peter Schmidt, Stabarzt)
Landrat Bläses Schlüsselerlebnis
Landrat Dr. Joachim Bläse erläutert dann auf der Bühne, dass Krisen immer öfter auftreten und weshalb es wichtig sei, dass jeder Verantwortung für sich selbst übernimmt. Er erinnert an die Starkregenkatastrophe 2016 in Gmünd, bei der zwei Menschen ums Leben kamen. Er war damals dort Bürgermeister. Geprägt habe ihn diese Tragödie, weil sie ihm zeigte, dass Katastrophen überall eintreten können. Er freue sich, dass er als Landrat nun den Aufbau des Resilienzzentrums begleiten könne. Die Ostalb habe gute Strukturen in ehrenamtlicher und hauptamtlicher Hilfe, vom Bund gebe es viel wichtige Info, das müsse zusammengefügt werden. Eigeninitiative und Verantwortung seien die Gebote, denn der Staat neige oft zu Überregulierung.
Ein souveräner Dennis Wilms
TV-Moderator Dennis Wilms startet eine Umfrage. Das Handy gezückt, einen QR-Code gescannt und das Auditorium kann Auskunft darüber geben, wie gut es in Sachen Notfallvorsorge informiert oder gerüstet ist.
Wie schlimm die Konsequenzen aussehen können, so der Mensch unvorbereitet ist, das zeigt eindrucksvoll und schonungslos Michael Peter Löffler. Er hat bei der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 das Helfer-Shuttle gegründet. Sein informativer Vortrag macht betroffen.
Resilienz – was das bedeutet
Danach stellen Petra Weber und Sabrina Günther „ihre“ Einrichtung vor und erklären auch, was Resilienz bedeutet – nämlich die Fähigkeit, gleich einem Stressball zu reagieren, der in der Hand gedrückt seine Form zwar verändert, aber sobald der Druck nachlässt, wieder in die Ursprungsform zurückkehrt.
Berichte aus der Einsatzpraxis
Denis Willms bittet nun zur Sesselrunde. „Berichte aus der Praxis“ liefern dort erneut Michael Peter Löffler, Bernd Schiele (Malteser) und Philipp Schappacher (DRK). Sie sprechen über ihre Erfahrungen beim Hilfseinsatz im Ahrtal. Stabsarzt Peter Schmidt berichtet in der Runde von Einsätzen in Ex-Jugoslawien und Afghanistan. „Was in der Krise zählt, sind Köpfe, die sich kennen und auf der Ostalb kennen sich alle Akteure beruflich und privat“, sagte Stabsarzt Peter Schmidt am Ende. Aalens OB spricht von seinen Besuchen in der von einem Erdbeben zerstörten Aalener Partnerstadt Anta-kya. Frederick Brütting fürchtet, dass dort 50.000 Menschen ums Leben gekommen sind.
Nun dürfen Petra Weber und Sabrina Günther noch die neue Homepage des Resilienzzentrums präsentieren, bevor Dennis Wilms zum interaktiven Quiz bittet. Wieder Handy raus, Barcode scannen und miträtseln. Zwölf Fragen zu Katastrophenschutz und Vorsorge gibt es, drei Hauptpreise und viel Applaus für eine unterhaltsame und informative Veranstaltung.
Für alle Fälle gut vorbereitet – Experten geben Tipps
Essen und Trinken für zehn Tage sollte jeder daheim lagern – zwei Liter Flüssigkeit pro Person und Tag, Versuchen Sie, Ihren Vorrat in Ihren Alltag zu integrieren. So wird er immer wieder verbraucht und erneuert, ohne dass Lebensmittel verderben. Brauchen Sie ältere Lebensmittel zuerst auf. Und wichtig: an den Bedarf für Haustiere denken.
Notfallgepäck: Es soll helfen, die ersten Tage außer Haus zurechtzukommen. Nehmen Sie für jedes Familienmitglied nicht mehr mit, als in einen Rucksack passt.
Ein Rucksack verschafft freie Hände. Rein sollten: persönliche Medikamente; Erste-Hilfe-Material, ein Radio, Reservebatterien dafür, Verpflegung für zwei Tage staubdicht verpackt, Wasserflasche. Essgeschirr. Besteck, Dosenöffner. Taschenmesser, Taschenlampe, Schlafsack oder Decke. Kleidung und Hygieneartikel jeweils für ein paar Tage, Wetterschutzkleidung, Kopfbedeckung, Arbeitshandschuhe, Schutzmaske, Atemschutz, Handy und für Kinder Brustbeutel oder SOS-Kapsel mit Namen, Geburtsdatum und Anschrift. Peter Loffler hat erfahren. dass auch ein Spielzeug für Kinder mitsollte.
Unbedingt mitnehmen: EC-, Kreditkarten, Bargeld, Ausweise, Krankenversicherungskarte, Impfpass, Haus- und Autoschlüssel, Handy.
Benzin: 50 Liter Benzin im Kanister in der Garage schaden nie und halten sehr lange. Diesel ist früher unbrauchbar.
Dokumentenmappe: Auch die sollte in den Notfall-Rucksack – und das sollte rein: im Original:
Familienurkunden (Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden) bzw. Stammbuch; als beglaubigte Kopie: Sparbücher, Kontovertrage, Aktien.
Wertpapiere, Policen, Renten-. Pensions- und Einkommensbescheinigungen, Steuerbescheide, Zeugnisse, Verträge, Mietverträge, Leasingvertrage. Testament. Patientenverfügung und Vollmacht. Als Kopie: Ausweis, Pass, Führerschein, Fahrzeugpapiere, Impfpass. Grundbuchauszüge. Änderungsbescheide für empfangene Leistungen, Zahlungsbelege für Versicherungsprämien, insbesondere Rentenversicherung. Meldenachweise und Bescheide der Agentur für Arbeit, Rechnungen, die offene Zahlungsansprüche belegen, Mitglieds-, Beitragsbücher von Verbänden, Vereinen oder Organisationen.