Mögliche Katastrophen mitüberlegen

28.11.2024 | Presse

Klimawandel Informationsveranstaltung in Täferrot arbeitet nicht nur das Extremwetter von Anfang Juni auf.

Täferrot. Es kann schlimmer kommen. Es wird häufiger kommen. Es kann jeden treffen – auch jene, die nicht im Tal wohnen. Diese drei eindrücklichen Warnungen nehmen die Besucherinnen und Besucher mit von der Infoveranstaltung zum Katastrophenschutz in Täferrot – wobei viel des Gehörten nicht nur für die Bürger dieser Gemeinde bedeutsam ist.

„Gehen Sie nie in einen volllaufenden Keller!“
Petra Weber (Resilienzzentrum Ostalbkreis)

Das gilt vor allem für die Anregungen von Petra Weber vom Resilienzzentrum Ostalb.

Die gelernte Wasserbauingenieurin und Katastrophenmanagerin ist mit einem stattlichen Rucksack in die Werner-Bruckmeier-Halle gekommen. Einen solchen, unter anderem bestückt mit wichtigen Dokumenten, Erste-Hilfe-Material, persönlichen Medikamenten, Verpflegung, Decke … solle jeder weitgehend gepackt und griffbereit haben, rät Petra Weber.

Denn manchmal könne es verdammt schnell gehen, dass man sein Haus verlassen muss. Mitgebracht hat sie auch einen knall-orangefarbenen „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notfällen“. Den gibt’s am Infostand oder beim Resilienzzentrum.

Wenn Starkregen kommt, kanns schnell gehen

Dann zeigt die Expertin eindrückliche Schaubilder, wie sich Starkregen den Weg in die Häuser bahnt; wie ein Kanalrückstau zum Himmel stinkende und im schlimmsten Fall krank machende Folgen im Keller haben kann; wie drückendes Grundwasser sich den Weg in ein Gebäude bahnt.

Beispielbilder von baulichen Möglichkeiten, das eigene Hab und Gut zu schützen, sind geeignet, den jetzt gebannt lauschenden Zuhörern etwas von der auf keimenden Panik zu nehmen.

„Es gibt zwar keinen absoluten Schutz, aber man kann nah rankommen“, macht Petra Weber ihrem Publikum Mut.

Dringend warnt sie, niemals in ein Hochwasser zu laufen oder in einen volllaufenden Keller. Und mahnt zudem, drohende Gefahren stets vorausschauend mitzudenken. Will heißen: Öltanks und Leitungen sichern; Rückschlagklappen einbauen; Hochwasserschutztüren an Kellerabgängen bauen, die im Hanggelände liegen.

Nichts an Flussläufen lagern und bauen

Und – ganz, ganz wichtig, betont die Referentin – nichts in der Nähe von Flussläufen lagern, was vom Wasser mitgeschwemmt werden könnte. Keinen Kompost, kein Holz, tatsächlich nichts sollte dort liegen und kein Schuppen zu nahe stehen.

Auch empfiehlt sie, bei Hagel selbst zu Schaufel und Besen zu greifen, um Straßeneinläufe freizumachen; selbst ein Auge auf nahe liegende Kanaleinläufe zu haben und diese zurzeit zum Beispiel vom Laub befreien. „All das kann wirklich helfen, denn wenn die dicht sind, steht alles wesentlich früher unter Wasser.“

Täferrot war selbst erst im Juni betroffen

Was das bedeuten kann, wissen in Täferrot viele noch aus jüngster Vergangenheit. Bürgermeister Markus Bareis erinnert an die dramatischen Stunden Anfang Juni, als er gemeinsam mit Kommandant Michael Kochendörfer und Bauhofleiter Bernd Stäb vom Wasserverband Kocher-Lein die Krise vor Ort managte – von den warnenden Handzetteln, die verteilt wurden, bis zur Evakuierung. Und er präsentiert eine volle DIN-A4-Liste mit Institutionen und Personen, denen die Gemeinde gerne Dankeschön sagt.

Die Ereignisse habe man aufgearbeitet und Lehren gezogen. Vom Notfalltreffpunkt, der nun im Feuerwehrhaus eingerichtet ist, bis zur Anschaffung eines Notstromaggregats. Auch eine Sirene soll wieder beantragt werden. Ausführlich und mit detaillierten Formeln erklärt Sarah Müller, wie der Deutsche Wetterdienst zu seinen Vorhersagen kommt. Dabei deutet sie auch die Vielzahl der verwendeten Berechnungsmodelle an, von denen jedes für unterschiedlichste Wetterereignisse seine Stärken und Schwächen habe.

Marty Strasser hat als Technischer Betriebsleiter des Wasserverbandes nicht nur Infos über dessen Historie, die elf Staubecken und die dramatischen Ereignisse nach tagelangem Regen und Starkregen im Bereich des Hagerwaldsees mitgebracht. Er erklärt auf Rückfragen auch, dass die Dämme der Staubecken regelmäßig getestet werden, sicher seien und dass keine weiteren Staubecken geplant seien.

von Anke Schwörer-Haag

Schwäbische Post (05.11.2024)